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Die Schüler der Klasse 2b im
Heimathaus Erle |
Aus der Borkener Zeitung vom 1. März 2008 |
"Guten Morgen Frau Lehrerin"
Schüler von heute erleben Schule von anno dazumal |
Von Edgar Rabe, (Fotos: Rabe)
Erle. Wer in diesen Tagen das Erler Heimathaus betritt, muss sich
fühlen, als sei er soeben in eine andere (Schul-)Zeitepoche gebeamt
worden. Denn die aktuelle Ausstellung „Erler Schulgeschichten"
wartet nicht nur mit einer Vielzahl interessant gestalteter
Infotafeln zur Geschichte des Erler Schullebens auf, sondern zeigt
auch ein Originalklassenzimmer von anno dazumal. „Die Sachen haben
wir alle auf dem Dachboden gefunden, nur ein paar
Schiefertäfelchen haben wir uns ausgeliehen", erklärt Ingrid
Horstmann vom Heimatverein, viele Jahre selbst Lehrerin an der
Silvesterschule.
Klassefür Klassese - jeweils in kleinen Gruppen führt sie die
Mädchen und Jungen derSilvesterschule durch die Ausstellung,
erklärt, wie und wo vor Jahrzehnten und Jahrhunderten unterrichtet
wurde, wie es damals zuging beim Lehren und Lernen.
„Seht ihr, diese kleine Holzbude war das Plumpsklo", zeigt Ingrid
Horstmann den interessierten Zweitklässlern ein Bild aus alten
Tagen. In Gestalt von Schiefertafeln - mit angebundenem Läppchen und
Schwämmchen - haben die Ausstellungsmacher des Heimatvereins eine
Fülle von Informationen in Wort und Bild an die Wände gebracht. Alte
Zeugnishefte, Fibeln, Rechenbücher, Chroniken, Klassenbücher,
Schulutensilien und auch Lebensmittelkarten aus Kriegszeiten zeugen
vom Schul- und Schülerleben damals.
Damals,
als es noch die Mädchenschule und die Jungenschule gab, als die
„Hohe Schule" noch stand, in der unterm Dach die I-Männchen lesen,
schreiben und rechnen lernten - und als die Kinder noch mit
Federkiel und Tintenfass umgingen, statt mit dem Rollerpen zu
schreiben, als Mädchen und Jungen keine Dockers oder Turnschuhe mit
drei Streifen trugen, sondern Klumpen.
Am Ende jeder Ausstellungsführung ziehen sich die Kinder von heute
die Holzschuhe von gestern an und schlurfen klackernd im ungewohnten
Schuhwerk in ein kleines Klassenzimmer, das bei älteren Menschen
wohl schnell Erinnerungen an die eigene Schulzeit aufkommen lässt -
gute wie schlechte. Denn auch der Rohrstock von damals darf nicht
fehlen. Ingrid Horstmann gibt sich ganz gestreng, lässt die Kinder
in Zweier-Reihen ins Klassenzimmer eintreten - und zwar
mucksmäuschenstill. „Die Hände nebeneinander, vier Finger auf dem
Tisch, den Daumen drunter", weist sie bestimmt auf die Etikette hin.
Sagen darf man nur etwas, wenn die Lehrerin einen aufruft. „Karl,
wie viel ist fünf mal fünf?", fragt sie den Schüler, und der
antwortet - die Hände an die Hosennaht: „25, Frau Lehrerin."
„Richtig, Karl, setzen!", bekommt er zu hören.
Den Kindern macht es sichtlich Spaß, sich auf das Rollenspiel
einzulassen, und fast alle können sich auf Nachfrage des
Zeitungsreporters vorstellen, einmal einen Tag lang so unterrichtet
zu werden wie damals - Rohrstock inklusive. „Sogar eine ganze
Woche", schallt es mutig aus der Runde. „Es ist streng, aber schön",
meint auch Alida (7). Nur Elisa (7) winkt ab. Sie bevorzugt dann
doch lieber den Schulbetrieb und die Umgangsformen von heute.
„Morgens ein Lied, das wäre gut", heißt es aus Schülerkreisen. Denn
das gemeinsame Singen zu Beginn der Stunde hat den meisten gut
gefallen.
Die Ausstellung „Erler Schulgeschichten" im Heimathaus an der
Silvesterstraße ist noch bis Ende Mai zu sehen, immer sonntags von
15 bis 17 Uhr oder nach Terminvereinbarung unter Tel. 02865/7802.
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